„Wir brauchen euch“ – so untermauerte Bayerns Wirtschaftsminister und stellvertretender Ministerpräsident Hubert Aiwanger im November 2020 sein Plädoyer für eine erweiterte Förderung von zukunftsweisenden Start-Ups. Was für Online-Business gilt, trifft aber ebenso auf klassische Firmengründungen zu. Ohne Geld läuft wenig oder nichts. Zwar mag es das eine oder andere Geschäftsmodell geben, bei dem die Einstiegshürde gering ist und angespartes Eigenkapital ausreicht. Alle anderen müssen sich aber Gedanken machen, wie sie das erforderliche Startkapital zusammenbekommen wollen.
Beim Geld hört die Freundschaft auf
Sicher kann der Existenzgründer versuchen, Familie und Freunde für seine Idee zu begeistern. Das hat natürlich nur Zweck, wenn investierbares Vermögen vorhanden ist. Und der Schritt will gut überlegt sein. Auf keinen Fall darf der angehende Unternehmer das Blaue vom Himmel versprechen, seine Konzepte als absolut sicher anpreisen und Risiken verschweigen oder herunterspielen. Verwandte und Freunde müssen ihre Beteiligung als Kapitalanlage betrachten, nicht als Hilfe in der Not. Dem Risiko, das bei einer Unternehmensgründung erheblich sein kann, muss eine entsprechende Gewinnerwartung gegenüberstehen.
Fremde Investoren gewinnen
Und wenn die Sache schiefgeht? Dann steht der gescheiterte Unternehmer mit Schulden da, das Familienvermögen ist weg, und im schlimmsten Fall hat er auch keine Freunde mehr. Vielleicht ist es die bessere Idee, fremde Investoren für seine Idee zu begeistern. Das können Business Angels, sogenannte Inkubatoren oder Beteiligungsgesellschaften sein. Business Angels sind oft selbst Unternehmensgründer, die nicht nur zu Geld gekommen sind, sondern auch viel Erfahrung und eine umfassende Vernetzung mitbringen. Inkubatoren sind in der Medizin Brutkästen, und so ist der Begriff auch in Bezug auf Unternehmensgründungen zu stehen: Die neue Firma wächst unter dem Schutz eines erfahrenen Inkubators, der mit Finanzierung und Beratung das Überleben sichert. Beteiligungsgesellschaften finanzieren Unternehmensgründer, indem sie Anteile kaufen und später – hoffentlich gewinnbringend – wieder verkaufen. Sie stellen Venture Capital und Fachwissen bereit, haben dafür aber auch Mitspracherechte.
Eine besondere Form der Beteiligung fremder Investoren ist das Crowd Investing. Über einschlägige Plattformen beteiligen sich viele Interessenten, oft mit sehr geringen Beträgen, zum Beispiel 50 oder 100 Euro. Kleinvieh macht bekanntlich auch Mist – mit genügend Fans kann eine Menge Geld zusammenkommen. Als Belohnung für die Beteiligung winken oft keine Gewinnanteile, sondern vergünstigte Konditionen beim Kauf des geplanten Produkts oder bei Inanspruchnahme der neuen Dienstleistung. Der Unternehmensgründer schlägt zwei Fliegen mit einer Klappe, indem er nicht nur Investoren, sondern auch Kunden gewinnt.
Der klassische Bankkredit
In vielen Veröffentlichungen zu Finanzierungsfragen für Unternehmensneugründungen wird der normale Bankkredit als schwierig und umständlich beschrieben. Warum? Nur, weil der Kreditgeber vorher einen Businessplan sehen und mehr über die Geschäftsidee erfahren möchte? Das verlangt jeder verantwortungsbewusste Investor auch. Und ein Jungunternehmer, der nicht blind ins Verderben rennen möchte, erstellt diese Unterlagen schon im eigenen Interesse. Ein Kredit für Selbstständige, die sich ein Gewerbe aufbauen wollen, ist also überhaupt kein Problem, wenn das geplante Geschäftsmodell tragfähig ist. Und der Bankkredit hat im Erfolgsfall sogar handfeste Vorteile gegenüber einer Investitionsbeteiligung. Es werden nämlich feste Zinsen vereinbart, die als Kosten einkalkuliert werden können. Seinen Gewinn muss der Unternehmer nicht mit der Bank teilen. Mit den historisch niedrigen Zinsen kommt er billiger weg.
Ein Problem beim Bankkredit könnten fehlende Sicherheiten sein. Hier hilft ein Blick auf die Angebote der Förderbanken, insbesondere der KfW als Förderbank des Bundes. Die KfW übernimmt beispielsweise im Rahmen des Produkts 067 ERP-Gründerkredit (StartGeld) 80 % des Kreditrisikos für Darlehen bis 125.000 Euro. Das Produkt 058 ERP-Kapital für Gründer erlaubt sogar Kredite bis 500.000 Euro, wenn 10 bis 15 % Eigenmittel vorhanden sind. Das Darlehen ist sieben Jahre lang tilgungsfrei, und die KfW garantiert der Hausbank eine vollständige Haftungsfreistellung.
Bild: Bigstockphoto.com / Abu Hanifah Bin Jamil