Als extern eingestellte neue Führungskraft haben Sie vielleicht die Chance, Unzulänglichkeiten in Aufbau und Ablauforganisation auf Ihren Vorgänger zu schieben und dann alles umzustrukturieren. Ein guter Stil ist das nicht. Viel schwerer wird es, wenn Sie aus dem eigenen Team heraus in die Führungsposition schlüpfen. Da Sie die bisherige Arbeitsweise mitgetragen haben, wäre ein plötzlicher Sinneswandel unglaubwürdig. Und Sie haben noch ein weiteres Problem: Sie sind jetzt derjenige, der früheren den Kolleg*innen gegenüber weisungsbefugt ist – auch denen gegenüber, die Ihre Position selbst gern gehabt hätten und jetzt keine Gelegenheit auslassen werden, Ihre Entscheidungen kritisch zu hinterfragen. Wie gelingt die Verwandlung zur Führungskraft?
Gute Vorbereitung zahlt sich aus
Wahrscheinlich müssen Sie nicht von heute auf morgen die Teamleitung übernehmen. Sie haben Zeit zur Vorbereitung. Sie können mit einer Weiterbildung Führungskompetenz fraglos verbessern, indem Sie grundlegende Fähigkeiten trainieren. Sie bekommen wichtige Tipps zum Einstieg in eine Führungsrolle und zu Fragen der Mitarbeitermotivation, zu Teambuildung-Maßnahmen, Führen durch Zielvereinbarungen, Kommunikation, Storytelling, Rhetorik und Körpersprache. Da Sie sich vorab mit dem Team beschäftigen, das Sie demnächst führen werden, können Sie Module gezielt auswählen: Führen Sie ein virtuelles Team, das sich an verschiedenen Standorten oder – der aktuellen Lage geschuldet – im Homeoffice befindet? Ist agiles Arbeiten ein Thema? Haben Sie ein multikulturelles Team? Wie ist die Altersstruktur, gibt es besondere Anforderungen an die Führung der jungen Generationen?
Persönlicher Stil vor Führung aus dem Lehrbuch
Ein Führungsseminar vermittelt Ihnen das theoretische Rüstzeug, macht Sie aber nicht zu einer überzeugenden Führungskraft. Hüten Sie sich vor allem davor, sich nach Anleitung in einen Menschen zu verwandeln, der Sie in Wahrheit gar nicht sind. Phrasen aus dem Lehrbuch sind schnell als solche zu durchschauen. Bleiben Sie Sie selbst, lassen Sie sich auch als Führungskraft nicht verbiegen. Nur mit Authentizität bekommen Sie die Akzeptanz Ihres Teams.
Der erste Tag
Am einfachsten ist, wenn Ihr Chef den Eisbrecher macht und Sie vor dem Team in der neuen Rolle begrüßt. Übergibt er Ihnen das Wort, verzichten Sie auf schwülstige Reden und Zukunftsvisionen. Falls die Leute Sie noch nicht (gut) kennen, erzählen Sie gern ein paar persönliche Dinge, ohne dabei zu kumpelhaft zu erscheinen. Sie sind der neue Chef, da ist ein wenig Distanz notwendig. Was dagegen gut ankommt, ist echtes Interesse an den Menschen und ihrer Arbeit. Wenn es die Corona-Regeln wieder erlauben, gestalten Sie Ihren Einstieg mit Kaffee und Kuchen, ansonsten mit einer kleinen virtuellen Feier. Sagen Sie bei der Gelegenheit, dass Sie in den nächsten Tagen gern mehr erfahren möchten, in Einzelgesprächen. Diese sollten Sie in zwei Wochen erledigt haben, sonst werden Sie unglaubwürdig. In den Gesprächen lassen Sie vor allem die Mitarbeitenden zu Wort kommen. Machen Sie weder Versprechungen (vielleicht wünscht sich der nächste Kollege genau das Gegenteil) und präsentieren Sie auch keine Lösungsvorschläge. Viel wichtiger ist, dass Sie von jedem Ihrer Mitarbeiter später wissen, was seine fachlichen Stärken und seine persönlichen Kompetenzen sind. Mit der Einladung zum Mitdenken haben Sie den wichtigsten Motivationsschritt schon erledigt.
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